Institut für Doom-Metal-Qualität

Institut für Doom-Metal-Qualität

Musikvideos - Probates Promo-Mittel

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Generation MTV hatte es einfach. Die Flimmerkiste an und auf einen der, zu dieser Zeit noch treffend bezeichneten, Musik-Sender geschaltet, berieseln und fesseln lassen. Die kuratierte Auswahl mag nicht immer den Geschmack getroffen haben, aber ermöglichte Blicke über den eigenen Tellerrand und zeigte die große Kreativität, welche Musiker und Bands entwickelten um ihre Musik aufzuwerten, zu Promoten oder einfach zu Unterstreichen.

Das gelang dem Pop-Girly genau so wie der bösen Death-Metal-Kapelle.

Auch Doom-Metal kann hier natürlich einige Perlen verzeichnen. Daher sehen wir vom IfDMQ das Musikvideo auch immer noch als probates Promo Mittel für die eigene Musik an. Der heutige Hörer hat es ja auch leichter, genau wie die Bands selbst. Technik und Medium sind kostengünstiger und die Reichweite ungleich größer.

Hier ein paar positive Beispiele:

Betrachtet man Deutschlands Doom-Metal-Atlas leuchten die Punkte hier nicht so hell wie anderswo.

Die Qualität ist da, findet aber leider weniger Beachtung. Ob das B.S.T. oder Ophis aus Hamburg sind, Calliophis aus Leipzig oder Décembre Noir aus Erfurt. Ein Name sollte in dieser kleinen und feinen Liste aber immer weit oben genannt werden: Ahab.

Die Mannschaft um Daniel Droste spielt mit das Feinste in Sachen Funeral-Doom-Metal, oder wie Ahab es selbst gern bezeichnen: Nautik-Doom-Metal.

Thematische ist jedes Album dem Meer gewidmet. Inspiration und Grundgerüst stellen hier unter anderem Herman Melvilles Roman Moby-Dick, Nathaniel Philbrick Im Herzen der See: Die letzte Fahrt des Walfängers Essex, Owen Chase Der Untergang der Essex oder für das 2015er Werk The Boats of the Glen Carrig das gleichnamige Buch von William Hope Hodgson.

The Giant nimmt Edgar Allan Poes einzigen Roman Der Bericht des Arthur Gordon Pym als Ausgang.

Das Album glänzt mit einem Artwork, dass einfach als meisterhaft zu bezeichnen ist. Künstler Sebastian Jerke hat hier den perfekten Begleiter zur Geschichte geschaffen. Sein Werk zu The Boats of the Glen Carrig mag oppulenter sein, aber die einfacher gehaltene Arbeit hat eine größere Intensität. So kreierte er zu jedem Titel ein passendes Werk.

Leider hat die CD hier einen Vorteil: Die Booklet-Doppelseiten verbinden thematisch die Songs mit dem Artwork, auf Vinyl ist es alles zusammen im Gatefold. Allerdings hat das schwarze Gold bei Forder- und Rückseite den Vorteil der Größe.

Am Beginn der Reise steht Further South. Schwelgerische, leichte Klänge zusammen mit den ersten Klargesangspassagen von Daniel Droste. Doch der Klabautermann wartet nur um die Ecke: Kurz nach den ersten Zeilen betritt man gewohntes Territorium. Gitarrenwalzen begleitet von Tiefgesang, der aus den untersten und dunkelsten Meeresebenen kommt.

Dem kurzen geisterhaften Beginn von Aeons Elapse folgen Passagen, in denen man die Verzweiflung des Protagonisten wunderbar aufgezeigt wird. Hier ist die gesangliche Varianz sprichwörtlich das Salz in der Suppe. Die Beilage bilden hier die Gitarren, die passend oder als Kontrapunkt zur Stimmung arbeiten.

Im rockig-melancholischer Verkleidung kommt Deliverance daher, doch man sollte sich nicht davon täuschen lassen. Es geht hinab in die Tiefen des Abys­sals. Doch diese rockigen Klänge tauchen immer wieder auf und stehen dem Song gut zu Gesicht.

In Antarctica bewegt sich der Ahabsche Gletscher wieder in gewohnter Manier über den Hörer hinweg. Ohne Zweifel wartet hier nun die schönste Gesangspassage des Albums:

She is so ragged and broken

Yet shatteringly adorable

Many words have been spoken

Her ways purely impassable

Fathoms Deep Below und The Giant setzen die Reise in gewohnter weise fort.

Den Abschlusspunkt setzt Time's like Molten Lead, extrem verlangsamt.

The Giant mag vielleicht nicht mehr den extremen Druck von Divinity of Oceans oder The Call of the Wretched Sea haben, ist aber extrem abwechslungs- und wandlungsreich. Die Atmosphäre wird durch die Klargesangsteile und ruhigeren Passagen eher verstärkt und unterstrichen als gemindert.

Über Schubladen

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Lassen wir uns auf ein kleines Gedankenexperiment ein. Der Begriff New Wave of British Heavy Metal (NWoBHM) wird dem Londoner Heavy-Metal-DJ Neal Kay zugesprochen. Er kategorisiert eine, zu dieser Zeit, wichtige und großartige Musikrichtung in die Bands auf der Insel im westen Europas, und später weltweit, abdrifteten oder neu einstiegen.

Das Wichtige daran war (natürlich die objektive IfDMQ Meinung) immer das NEW. Es gab eine neue und beachtenswerte Strömung, diese verlangte nach einem Namen. Das mag den Bands selber immer nur zum Teil recht sein, macht das Suchen und Finden neuer, guter Musik aber einfacher. Jeder Hörer hat nun einmal seine Präferenzen.

Doch zum Punkt. Auch im Doom kann man von einer neuen Entwicklung in den letzten 2-3 Jahren reden. Das Institut würde diese, in Anbetracht der langen Erfahrung, einfach mit New Wave of American Doom Metal aka. NWoADM bezeichnen.

Die bekanntesten Vertreter sind wohl Khemmis, Pallbearer und Spirit Adrift. Diese 3 haben mit ihren letzten Veröffentlichungen einen doch sehr markanten neuen Sound geprägt, den man ganz genau zuordnen kann. Dem soll mit der neuen Schublade NWoADM Rechnung getragen werden.

Edit - Wie uns zu Kenntnis getragen wurde, ist der Begriff nun scheinbar doch auch anderweitig unterwegs. Im Review von Khemmis 2021er Werk Deceiver durften wir den weisen Affen Steel Druhm des eloquenten Metal-Blogs AngryMetalGuy lesen:

Khemmis, along with Pallbearer, Crypt Sermon, and Spirit Adrift, were once at the vanguard of an exciting new wave of American doom metal. Between 2012 and 2016 these acts burst onto what appeared to be a promising and burgeoning scene, each offering an exciting mixture of old and new sounds, marrying doom with traditional metal.

https://www.angrymetalguy.com/khemmis-deceiver-review/