Institut für Doom-Metal-Qualität

Institut für Doom-Metal-Qualität

Bandnamen können nur allzu leicht polarisieren. Manchmal vermitteln sie sogar einen falschen ersten Eindruck über das (vermutlich) dahinter liegende Musik (Sub-)Gengre. Bei Fvneral Fvkk ist wohl beides wahrscheinlich. Schreibweise und Name lassen wohl eher auf rohen Black-Metal vermuten. Doch weit gefehlt!

Fvneral Fvkk spielen schönsten klassischen Doom Metal im Geiste von Solitude Aeturnus oder Solstice.

Die Ursprünge des aus Hamburg aufspielenden Quartett finden sich in den Bands Crimson Swan, Ophis und Fäulnis. Die Kleriker halten sich jedoch, so will es ihr Konzept, bedeckt mit exakten Details. So tragen sie hier illustre Namen: Cantor Cinaedicus (Gesang), Vicarius Vespillo (Bass), Frater Flagellum (Schlagzeug), Decanus Obscaenus (Gitarre). Da die Herrschaften auch in Kutte auf der Bühne zur Messe erscheinen, muss man sich den Vergleich mit Ghost gefallen lassen.

Dazu kommt noch das nahezu unangekündigte Auftauchen dieses Doom-Hammers. Einzig die 7'' 'Lecherous Liturgies' von 2017 ließ die Möglichkeiten erahnen.

Carnal Confessions thematisiert dabei die Verfehlungen innerhalb der Kirche und gegen deren Schutzbefohlene. Harter Tobak, da die Texte alle an wahre Geschehnisse angelehnt oder von diesen hergeleitet sind.

And Charlie has already left

To be a shade on his own

And Will already wrote

With lipstick on the walls

aus 'A Shadow in the Dormitory'.

Die Riffs kommen passend und punktgenau aus den Amps, die Drums werden absolut passend dazu bespielt. Eine absolute Wonne, wäre nicht immer der Schatten der Texte über dem Werk der Hamburger. Doch das Konzept geht 100% auf. Es mag nicht den Geschmack aller treffen, vielleicht auch den einen oder anderen verprellen. Doch der 1.000ste Titel über Einsamkeit oder Verlust muss das inhaltlich erst mal stemmen, was Fvneral Fvkk hier abarbeiten. Die Texte stammen aus der Feder Frater Flagellums, natürlich inhaltlich zusammengefasst und überspitzt, wie es in der Kunst oft üblich ist, aber alles hat Hand und Fuß.

NWoADM ist ja ein Begriff, den das Institut für Doom-Metal-Qualität versucht zu prägen und einer der Vertreter dieser Richtung ist Spirit Adrift.

Handelte es sich zu Zeiten von Chained to Oblivion noch um das Ein-Mann-Projekt von Nate Garrett, so existiert Spirit Adrift seit der zweiten Langrille Curse of Conception als komplette Band.

Psychic Tide eröffnet das Werk mit einem schön schnarrenden Basslauf. Dazu gesellt sich zügig der per Effekt doppelt/hallige Gesang von Nate.

Das ganze bekommt, mit singenden Gitarren und immer wieder leicht vertrackten Riffs, diese endlose epische Stimmung. Der Titel wird über die 9:42 Minuten auch keine Sekunde langweilig. Dazu ist hier einfach zu viel Abwechslung für den geneigten Doom-Afficionado verpackt.

Mit diesem wunderbare Rezept wird, mit etwas Tempo-Reduktion, bei Marzanna weiter gekocht.

Im Song Form and Force kommt eine extra Schippe epischer Melodien hinzu, ohne in Langeweile oder Eintönigkeit abzuschweifen. Immer wieder ein Highlight ist Nates Gesang. Dabei brummt der Bass, einfach gehalten, aber absolut songdienlich im Hintergrund zusammen mit den Drums, die das Bett, in dem der Song sich entfalten kann, bereiten.

Der Titelsong Chained To Oblivion sieht hier im Gesang eine kleine, aber feine Veränderung: Er wird leidender und mit wütender Resignation vorgetragen. Dazu gesellen sich wunderschöne gedopplte Lead-Gitarren. Genial.

Man beginnt sich langsam zu fragen, wo die Bands diesen frischen Sound nur herbekommen. Nutzen sie doch alle "nur" schon dagewesenes und kochen auch nur mit Wasser. Doch kommt es nicht nur auf die guten und feinen Zutaten an, nein auch die Mischung muss stimmig sein.

Im letzten Titel der Langrille wird es noch mal etwas differenzierter. Es wechseln sich ruhigere Teile mit anderen heftigerer Natur ab. Ein gelungener Schlusspunkt.

Beim Coverartwork wurde ein an Mangas entlehnter Zeichenstil gewählt - in s/w mit eindrucksvollem Ergebnis und nach der EP Behind - Beyond und der Split-Single mit Khemmis wird weiteres Mal von Nate Burns bewiesen, dass gute Cover keine Farbe benötigen.