Institut für Doom-Metal-Qualität

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'Tristitia' steht im Latein für 'Traurigkeit' und diese Traurigkeit kann der geneigte Hörer hier aus jeder Silbe und jedem Riff heraushören. Einflüsse aus Gothic sind genau so zu erkennen wie auch eine Nähe zu Candlemass.

Allerdings ist Sänger Thomas Karlsson in der Lage nicht nur einen guturalen Bariton, stark an Kirchenchoräle erinnernden, Gesang zu zeigen. Er präsentiert auch Black-Metal Schreie und Gekeife in Reinform. Diese gesanglichen Gegensätze sind Stilmittel und Alleinstellungsmerkmal zugleich.

Lyrisch bewegt sich die Traurigkeit im anti-christlichen. Leicht zu erkennen an Passagen wie dieser:

Praise your Lord,

And place all your trust

He decides who lives or die

Kiss the cross

You'll forget your sins (aus 'Kiss the Cross')

Zusammen ergibt sich eine gleichsam dunkel-schöne Mischung mit Momenten der Verzweiflung, welche jedoch zeitweise in Richtung der Extreme kippen kann, vor allem durch die passende Verwendung des Gesangs.

Als Stilmittel erwähnen sollte man auch die akustischen Gitarren (z.B. in 'Sorrow') ‒ jedoch immer im Einsatz der Dynamik der Stücke. Ein perfektes Beispiel ist der Doppelschlag, gleich zu Beginn des Albums. Aus den in 'Sorrow' aufkommenden Reminiszenzen an eine sterbende Schönheit folgt hart der Hammer mit 'Kiss the Cross'. Diese Interludien setzen immer wieder Kontrapunkte.

Tristitia können das Tempo auch etwas forcieren und dem eher Hard-Rock zuzuordnende Lead-Gitarren singen lassen ('Hymn of Lunacy'). Aber auch in diesen Momenten ist ganz klar, es handelt sich hier um Tristitia.

Das Artwork des Digipacks fängt die Stimmung gut ein, in Bronze-Tönen gehalten mit dem Bildnis einer Kaverne.

84 bis 144 bpm sind auf dieser Doom-Palette anzutreffen, aber mit starker Tendenz zu 90bpm.

Der Veröffentlichung wird vom IfDMQ die hohe Qualität bescheinigt.

My Dying Bride stellt den letzten verbliebenen Vertreter der 'Unholy Trinity' des Doom/Death dar. Zu dieser Dreifaltigkeit zählten 1993 noch Anathema und Paradise Lost. Jedoch wendeten sich diese beiden Kapellen einstweilen mehr oder weniger anderen Musikrichtungen zu.

Die generelle Schwermütigkeit von Turn Loose the Swans ist am ehesten mit einem 16-Tonnen-Stahlgewicht zu vergleichen, welches auf eine Ameise hernieder geht, wobei dem geneigten Hörer die Rolle der Ameise zufällt. Dieser wird unter der Last zerbrechen, nur, um von den zum Teil durch Violine und Gitarren gesetzten Melodiebögen wieder ein wenig aufgerichtet zu werden. In dieser Veröffentlichung trägt nicht die Stimme das Melodie-Gewand, sondern Gitarre und Geige. Der Gesang ist oft eher monoton oder bisweilen auch in extremem Gefilden angesiedelt.

Besonders hervorgehoben seien an dieser Stelle die ele­gischen Texte des Sängers Aaron Stainthorpe, welcher mit traumwandlerischer Sicherheit in die tiefsten Abgründe der Seele und des Menschen an sich eintaucht. Dabei zehrt er auch von persönlichen Erfahrungen und Erkenntnissen, wodurch die Texte an Tiefe und Kraft gewinnen.

Aus einem Interview mit Aaron Stainthorpe:

I’ve got somewhere to put my depression and it’s called My Dying Bride...I'm generally a happy guy!

Wie es sich für wohlgeformten Doom-Metal (hier die Ausprägung Death/Doom) gehört, lassen sich die Musiker Zeit, die Spannungsbögen auszuarbeiten und durch Re­pe­ti­ti­on eine Stimmung der Unvollkommenheit, Einsamkeit oder Beklemmung zu erzeugen.

Das Artwork unterstützt die Thematik mit einfachem s/w Bildern effektiv, jedoch zeigen spätere Werke, das zu diesem Zeitpunkt der Veröffentlichung noch unausgeschöpfte Potential.

Die Geschwindigkeit bewegt sich von 90 bis 140 bpm.

Der Veröffentlichung wird vom IfDMQ die hohe Qualität bescheinigt.