Institut für Doom-Metal-Qualität

Institut für Doom-Metal-Qualität

Lake of Tears

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Jeder Hörer hat seine Lieblingskapellen. Oft passen diese ganz gut in irgendwelche Schubladen, oder sagen wir mal, größtenteils in eine davon.

Dann gibt es Kapellen die ihren Stil über die Jahre ändern. Paradise Lost oder Anathema mögen mir da gleich einfallen. Opeth oder Katatonia sind auch ganz gute Beispiele.

Es gibt aber noch viel mehr, die ihren Stil über viele Veröffentlichungen treu bleiben, diesen verfeinern oder hier und da etwas aufweichen, oder gar hinzufügen.

Fehlt dann aber noch die letzte Kategorie - die der die man nicht so recht einordnen kann und will. Lake of Tears gehören hier dazu. Über nun (Stand heute) 9 Langrillen war es eigentlich nie langweilig. Greater Art mag noch am einfachsten in Richtung Goth-Doom fallen, immer schön rau aber melancholisch, jedoch schon hier die ersten sehr tanzbaren Rhythmen. Einzig verbliebenes Mitglied Daniel Brennare raspelt sich hier noch durch die Textzeilen. Das mag nicht jedermanns Geschmack sein - passt hier anderseits wie das oft besagte Hinterteil auf den Eimer. Freunde der Amok-Zeiten von Sentenced könnten Gefallen daran finden.

Greater Art war auch das erste Stück Musik, was in der ersten eigenen Institutsunterkunft erklang. Daher existiert eine tiefe Verbindung mit dieser Kapelle.

Allerdings sollte Greater Art nur der Beginn einer langen und extrem wechselhaften Reise werden.

Auf Headstones änderte sich erst mal an den Gitarren nicht viel. Die Produktion klingt viel klarer, ganz ohne den Mumpf vom Vorgänger. Krasseste Änderung war jedoch im Gesang von Daniel Brennare zu finden. Klarer, mit deutlichem, leicht rauen Einschlag. Sicher kein Gesangesskünstler, doch maximal eigenständig und mit hohem Wiedererkennungswert.

Weiter in den Vordergrund treten auch die tanzbaren Momente. Diese Titel hätten jeder Dunkel-Kneipe zur Nacht auch auf dem Parkett gestanden. Speziell Dreamdemons oder Burn Fire Burn. Lake of Tears würden hier nicht als divers im Stil gehalten, wären da nicht noch andere Töne zu hören. Sweetwater mit seinen sehr melancholischen, schleppenden Melodielinien. Das doomt schon sehr. Der massive Chorus:

Take me where the sweet water flows

Take me where the winds of spring blow

Was ist mit Headstones? Hier sind schöne akustische Gitarrenfiguren zu hören. Fast schon folkig klingend darüber der raue Gesang. Langeweile ist einfach nicht daheim hier.

A Crimson Cosmos folgt 2 Jahre später und klingt insgesamt etwas rockiger, spaciger. Ein auch Live oft gespielter Titel ist mit Boogie Bubble gleich der erste auf der Scheibe. Das Tempo bleibt weiter oben bis es von When My Sun Comes Down rausgenommen wird.

Devil's Diner ist dann wieder mal ein prima Tanzflächenfeger. Der eher langsame Rocker The Four Strings Of Mourning nimmt danach die Geschwindigkeit raus, die im letzten drittel eingesetzten Keys wirken erst etwas fremd, passen aber prima in den Song.

Nach 20 Sekunden Windspiel eröffnet ein cooler Hook To Die Is To Wake und als Instrumental-Titel ist es doch besonders. Langsam aber stetig nimmt es mehr Fahrt auf.

Den melancholischen Schlusspunkt des Albums setzt A Crimson Cosmos nach einem kurzen, folkigem Lady Rosenred (hauptsächlich von Jennie Tebler gesungen) und dem D&D-inspirierten Rocker Raistlin And The Rose.

Mit Forever Autumn steht 1999, zwei Jahre später, ein wesentlich melancholischeres Werk in den Läden. So Fell Autumn Rain setzt die Stimmung perfekt für die restliche Langrille. Die Gitarren sind immer noch mächtig, aber die Stimmung ist gedrückter.

Das titel-gebende Stück ist dann ein mit Akustik Gitarre und einem wunderbar brummelnden Bass versehenes Stück Schwermut.

Pagan Wish ist der einzige Tanzflächen-Füller. Neben Daniels markanten Gesang ist hier der Bass hier schön auf den Punkt. Nach dem Doom-Rocker Demon You, Lili Anne ist mit dem bedrückten To Blossom Blue Ende.

Es dauert dann wieder gut 3 Jahre bis uns mit The Neonai neues Material erreicht. Daniel veröffentlicht dieses aber nur, um seinen 5 Album-Vertrag mit Black Mark zu erfüllen.

Return of Ravens, The Shadowshires eröffnen rockig, tanzbar. Tempo geht erst etwas mit Solitude raus - aber nichts an Kraft. Hier wechseln sich ruhigere Passagen mit den schon von den ersten beiden Stücken bekannten, wuchtigeren Teilen ab. Jennie Tebler darf dann zusammen mit Daniel Leave a Room veredeln. Schöner Goth-Rock. Beide finden danach für Sorcerers gleich wieder zusammen.

Mit Can Die No More wird es sogar tanzbar für ein Stück. Hier merkt man leider schon, dass das Album nicht so ganz in Form passt. Die Stücke klingen allein Gut, ergeben aber kein vollständig zusammenhängendes Album.

2004 markiert mit Black Brick Road bereits das sechste Werk der Herren und Damen um Daniel Brennare. Es zeigt deutlich mehr Zusammenhang als vorher noch The Neonai und geht deutlich rauer zu Werke. Der treibende Groove von The Greyman bildet hier nur die Vorhut. Black Brick Road zeigt mit starkem Organ Einsatz, dass wir noch nicht alle Facetten von LoT erfahren haben. Dazu noch ein paar sehr geschmackvolle Lead-Gitarren. Eines der besten Stücke auf Black Brick Road.

Für Dystopia wird es dann super tanzbar und elektronischer im Grundton. Auch diese Spielart meistern LoT mit links.

Sick of it all

Yes I am

I am burning always

The Organ schraubt zum ersten mal an der Geschwindigkeits-Schraube und nimmt gut etwas raus. Hier hört man eher wieder Forever Autumn oder A Crimson Cosmos heraus. Einzig die Solo-Gitarren sind neu und passen sich gut in den Song ein.

A Trip With The Moon und Sister Sinister (nicht von LoT geschrieben, sondern von Stina Rebelius) haben dann wieder mehr Richtung Bewegung auf der Tanzfläche im Sinn.

A little line of evening rhyme, a boogie bubble refrain again

heißt es im Anschluss im schwermütigem Rainy Day Away... Das kommt uns doch bekannt vor?

Den Abschluss bildet der 1A-Rocker Crazyman. Vom Gesang wird Daniel hier deutlich aggressiver gearbeitet. Auch das steht LoT sehr gut.

Weitere 3 Jahre später, in 2007, beglückte uns das Trio mit Moons And Mushrooms. Auch auf diesem Langspieler geht es insgesamt weiter härter zur Sache. Riffs und Arrangements sind drückender (immer im Kosmos von LoT gesehen, natürlich). Den Anfang macht hier Last Purple Sky mit seinem extra dicken Riff im Refrain.

Erst Waiting Counting schaltet etwas den Gang runter - aber lassen wir uns vom elektronischen Unterton nicht täuschen. Der Titel springt vom geschmeidigen, nachdenklichen sehr schnell zum bösen Knurren über und wieder zurück. Am Ende bereitet der Song alles für den ersten schwermütigen Titel Like a Leaf vor. Hier zeigt Daniel wieder einmal, was er an Emotion mit seiner besondern Stimme tragen kann. Er ist und bleibt eines der Alleinstellungsmerkmale der Kapelle.

Children of the Grey rumpelt danach um so ordentlicher durch die Lautsprecher und hier ist dann wieder die rauere Gangart im Gesang wie auch bei den Riffs angesagt. Head on Phantom pendelt danach wieder zwischen ruhigeren und den raueren Momenten hin und her.

Island Earth ist ein schöner gradliniger Rocker und mit Planet Of The Penguins kommt das Album dann auch zum Ende, nachdenklicher und mit sehr schönen Solo-Passagen.

Spannender Extra-Titel ist hier die Status Quo Cover-Version von Is there a Better Way, Der Song erhält von LoT einen leicht punkigen Anstrich.

Mit Illwill steht dann 2011 der letzte Dreher als "Band" bevor 2021 das bisher letzte Lebenszeichen, aber im Alleingang mit Gastmusiker von Daniel Brennare eingespielt. Doch zuerst noch Illwill

Man kann Illwill eine gewisse punkige Attitüde nachsprechen oder sagen wir auch insgesamt etwas metallischer. Das zeigt der Schlagzeugtakt gleich zu beginn von Floating in Darkness. Das schließt die Längen der Titel mit ein. Vorher ging es öfter mal auch über 6 Minuten, hier ist meist nach 3 oder 4 Minuten Ende.

Illwill klingt krasser und viel düsterer als alles was im LoT Kosmos zu finden ist, die Boogie Bubble scheint geplatzt und durch ein schwarzes, zähflüssiges Etwas ersetzt worden zu sein. Das ist eine bösere, angepisste Version von LoT

Can't wake, i hang for my mistakes

Cold fact, my life will always be black

Dead race, a bitter place, cold,

Black, fucked!

Gefolg wird das Ganze von The Hating mit Riffs die jeder Metal Band gut stehen würden und packt geschwindigkeitsmäßig noch eine Schippe drauf. U.N.S.A.N.E. dreht etwas runter bevor mit House Of The Setting Sun ein Track auf dem Album erscheint, der wieder wesentlich melancholischer zu Werke geht. Nach den vorhergegangen sticht er im Album-Kontext um so deutlicher heraus und kann seine Wirkung noch besser entfalten.

Behind The Green Door ist dann auch ein eher typischer dunkler Rocker aus den LoT Gefilden, doch mit einer rauchigeren düstereren Note.

Danach rumpelt es wieder deutlich durch den Äther. Parasites schmeckt nach billigem Bier und einer Untergrundkneipe. Out of Control rockt danach schön entspannt durch die Nacht, Taste of Hell folgt auf dem Fuße im selben Fahrwasser.

Den Schlusspunkt bildet Midnight Madness - hier wird der Geschwindigkeitsknopf noch mal weiter aufgedreht und die Aggressionen fließen wieder deutlicher aus den Boxen.

Damit kommen wir zum bisher letzten Album im Lake of Tears Kosmos. Ominous. Zehn Jahre sind ins Land gegangen und zum Zeitpunkt der Veröffentlichung befindet sich die Welt immer noch in der festen und hässlichen Umarmung des Corona-Virus.

Ominous ist aber ein ganz anderes 'Biest'. Daniel hat in der Zeit, in der er an diesem Album arbeitete, selbst einiges erdulden müssen (u.a. Leukemie-Diagnose und die in den Texten wiederkehrende Nummer war Daniels Nummer im Krankenhaus: 5573) Das hört man der Langrille aus jeder Pore heraus. Auch wenn At The Destination mit einem ziemlich schwoofigem Rhythmus loslegt, hört man die Verzweiflung und Dunkelheit aus dem Subtext deutlich heraus. Die hier zum Ende verwendete Geige hat einen Hauch My Dying Bride an sich.

In Wait And In Worries kann man das Seelenleid förmlich greifen, aber ein ganz kleiner Hoffnungsschimmer am Ende bleibt.

Where are you now when I need you the most?

...

But it must be near... must be near to morning

Mit Lost In A Moment setzten LoT dann wieder auf massigere Gitarren und einen schönes Doom-Tempo. Während der Song aus den Boxen strömt und der Countdown herunter gezählt wird, hört man mehr als nur eine Leiste aber sehr sehr dunkle Anspielung an Major Tom und die Bowiesche Space Oddity.

Als nächstes steht Ominous One an und rumpelt dann als schön düsterer Goth-Rocker aus den Membranen. Ominous Too nimmt das Tempo wieder raus und zieht den Hörern in den Abgrund. Gleiches gilt für One Without Dreams (mit schickem Bass und schönes Lead-Licks), hoffentlich habt ihr euer B12 genommen. An Position 7 folgt der Instrumental Titel The End Of This World. Fette Drums, Tremolo-Gitarren-Riffs und düstere Grundstimmung. Auch ohne Gesang ein kleines Juwel. Das würde auch bei z.B. Hemelbestormer gut in die Set-Liste passen.

Ominous endet mit Cosmic Sailor auf einer doch sehr melancholischen Note. Fast tönt es nach dem Ende, doch die Hoffnung klingt als leise Melodie darunter.

Damit endet das Schaffenswerk (bisher) und lässt eigentlich wenig Wünsche offen. Immer typisch LoT, doch auch immer wieder etwas neues, das dem Katalog der Band eine neue Facette hinzufügt. Es mag nicht alles für jeden Doom-Aficionado sein, gewiss. Doch das eine oder andere Werk wird sicher neue Freunde finden. Hört in den diversen Katalog hinein, ihr werdet es sicher nicht bereuen.

Der Name Patrick Walker sollte jedem nur halbwegs an Doom-begeisterten geläufig sein. Er schuf mit Warnings 2006er Werk 'Watching from a Distance' ein wahres Monster an Traurigkeit und Melancholie.

Wie auch Messiah Marcolin von Candlemass ist Patrick Walker eine Gesangsstimme zu eigen, welche man entweder von der ersten Sekunde mag, nein liebt, oder sie einem nichts gibt und man sich lieber anderen Dingen zuwendet - zu stark sind Musik und Stimme hier verbunden.

Dabei ist es nicht nur die Stimme an sich, welche Geschmacklich so speziell anmutet, auch die Intonation und der hörbare Schmerz mit dem die 5 Stücke vorgetragen werden, ist speziell und schwer in Worte zu fassen. Es klingt mache Minute, als ob er kurz vor einem Zusammenbruch steht, nur um sich dann doch noch für einen weiteren Vers lang zu erheben.

Inhaltlich dreht sich auf 'Watching from a Distance' alles um recht typische Musikalische Themen wie Verlust oder Bewältigung einer vergangenen Beziehung. Doch die Schwere mit welcher dies alles dargeboten wird, kann einen an einem guten Tag die Sonne verdunkeln. Von schlechten Tagen ganz zu schweigen.

Man mag förmlich in den Lautsprecher hineinkriechen und dem Protagonisten seine Unterstützung zusichern, dass alles wieder besser wird und das Leben schon irgendwie weiter gehen wird. Selbst ohne Musik und Gesang wohnt den Texten eine gewisse Kraft inne.

Doch wirft man all diese Einzelteile zusammen, entsteht zurecht ein als Klassiker des Genre angesehene Veröffentlichung.

Das Gatefold steht dem ganzen optisch nicht nach. Es ist aus eine der Illustrationen aus "Tales of Terror", einem Buch aus der Reihe "The Enchanted World".

Das Institut hatte das Glück, Shores of Null 2015 beim Risen from the Depths of Doom V zusammen mit Hooded Menace, Mourning Beloveth und (den leider total unterbewerteten) Calliophis aus Leipzig zu erleben. Ein großartiger Abend mit vielen schönen Erinnerungen (MB Frank Brennans Sound Check Spruch 'I have balls, big HAIRY balls' wird ewig in Erinnerung bleiben).

Doch zurück zum hier betrachteten Werk 'Beyond The Shores (On Death And Dying)'. Es handelt sich um einen, in der Doom-Historie, schon des öfteren beschritten Weg des Einzel-Song-Albums. Dabei gibt hier tausende Möglichkeiten zu versagen, den Hörer zu langweilen, sich in endlosen Wiederholungen zu verlieren etc. Doch Shores of Null gelingt, was vielen anderen misslang.

Eine wichtige Zutat ist sicher das dicke Gästebuch, welches aufgeschlagen wurde, um den Titel abwechslungsreich zu halten. Unter anderem holte man sich Mikko Kotamäki (Swallow The Sun), Thomas A.G. Jensen (Saturnus), Elisabetta Marchetti (Inno), Martina Lesley McLean (alle im Gesangsbereich tätig). Dazu kommen dann noch Marco Mastrobuono (Hour Of Penance) am Bass, Paolo Campitelli am Piano, Fabio Gabbianelli an der Schießbude und Valentina Gabbianellis Violine.

Frau Gabbianelli darf dann gleich zu Beginn mit wunderbaren, an beste My Dying Bride-Zeiten erinnernde, traurigen Melodien die Stimmung setzen. Nach dem ersten Klargesang wird dann das Tempo zusammen mit StS Mikko Kotamäki auf Gletscher-Niveau gedrückt.

Break und das Tempo zieht merklich an - der geneigte Doom-Aficionado soll ja bei Laune gehalten werden - Einsatz von Davide Straccione (Gesamg/Screams bei Shores of Null). Kurz darauf sind wir beim ersten absoluten Gänsehaut-Moment angekommen. Wenn Davide die Zeilen

Life is at war

Life is at war with us

anstimmt, hören alle zu. Auch der immer geschmackvolle Einsatz der Gitarren soll nicht unerwähnt bleiben (z.B. ~16:00). Es wird nicht geschreddert, sondern gepflegte Melodie-Arbeit geliefert (verantwortet von Gabriele Giaccari und Raffaele Colace).

Weiter geht es zu zum nächsten Klimax (einer von vielen): Das Duett von Davide und Elisabetta! Es ist wieder Zeit den Erpel-Panzer hervorzuholen.

Aber auch die Growls von Mikko oder Thomas sind wunderbar. Der Wechsel zwischen diesen und den cleanen Passagen sorgt mit dafür, hier keine Langeweile aufkommen zu lassen.

Das Artwork (von Sabrina Caramanico) kann nur als absolut schön und passend zur Musik gelten. Weniger ist manchmal einfach mehr und die Stimmung ist perfekt eingefangen.

Zum Jahresende erwartet man einfach nicht mehr solch großartigen Veröffentlichungen. Da ist, wie man so schön sagt, der Drops schon lange gelutscht.

Der Veröffentlichung wird vom IfDMQ die hohe Qualität bescheinigt.

Vierzehn Jahre sind nun schon vergangen seit The River uns mit 'Drawing Down the Sun' beschenkten.

Sperrig, arhythmisch und doch auch immer wieder sehr Eingängig und im gleichen Zuge vertrackt, sind Beschreibungen, welche einem zu diesem Werk einfallen. Ein Vergleich in Richtung Madder Mortem bietet sich an, indes wird dieser beiden Parteien nicht gerecht. Dieses spezielle musikalische Querdenkertum ist jedoch diesen zwei Kapellen zu eigen. Melodisch und trotzdem nicht immer gleich zu greifen, immer überraschend.

Beide verbindet auch die enorme Präsenz ihrer Front-Frauen. Hier auf dem 2006er Werk von The River ist es noch Vicky Walters. Sie zeichnet sich auch für die düsteren Texte von 'Drawing Down the Sun' verantwortlich.

Im Album-Kontext stehen Gitarre und Bass klar im Hintergrund und bieten der Stimme die Fläche, auf der sie Zeichnen und Arbeiten kann. Oftmals sind die Riffs recht einfach, vielleicht eintönig gehalten. Doch es gibt neben den Wall-of-Sound Konstrukten noch filigrane Passagen in denen der 6-Seiter feinfühlig neben dem zerbrechlichen Gesang arbeitet. Nur der Bass schnarrt dann noch etwas daher ('So Down').

Das Drumming dagegen ist extrem abwechslungsreich und spannend, teils verspielt und absolut als Gegenpol zur Stimme gesetzt. Dabei gilt zu beachten: Gitarre und Drums kommen beide von Christian Leitch (auch bei 40 Watt Sun zusammen mit dem nicht unbekannten Patrick Walker zu finden).

Textlich sind wir hier auf bekannten Doom-Pfaden. Einsamkeit, Verlassen werden, suizidale Gedanken, Angstzustände. Allein die Vortragsart in ihrer enormen Eindringlichkeit und Intensität, und das nicht unbedingt durch Lautstärke. Die Gefühle können so sehr direkt vom geneigten Zuhörer reflektiert werden.

Is it so hard to believe in myself?

I'm just a blur,

My face is blank to the outside world

To avoid being hurt

I only speak when I'm spoken about

So empty I feel,

If I'm to drown I will drown all alone

It's not a big deal

aus Broken Window

Leider gibt es von Vicky Walters zuletzt wenig musikalische Lebenszeichen, 2018 ist das bislang letzte mit der Britischen Folk Kapelle Temperance.

Die Reise, auf die uns The River hier mitnehmen, mag keine einfache sein, aber eine wunderschön deprimierende und verstörende.

Einzig das Cover Artwork mag zwar das Thema gut einfangen, doch hier war noch viel Luft nach oben.

Bandnamen können nur allzu leicht polarisieren. Manchmal vermitteln sie sogar einen falschen ersten Eindruck über das (vermutlich) dahinter liegende Musik (Sub-)Gengre. Bei Fvneral Fvkk ist wohl beides wahrscheinlich. Schreibweise und Name lassen wohl eher auf rohen Black-Metal vermuten. Doch weit gefehlt!

Fvneral Fvkk spielen schönsten klassischen Doom Metal im Geiste von Solitude Aeturnus oder Solstice.

Die Ursprünge des aus Hamburg aufspielenden Quartett finden sich in den Bands Crimson Swan, Ophis und Fäulnis. Die Kleriker halten sich jedoch, so will es ihr Konzept, bedeckt mit exakten Details. So tragen sie hier illustre Namen: Cantor Cinaedicus (Gesang), Vicarius Vespillo (Bass), Frater Flagellum (Schlagzeug), Decanus Obscaenus (Gitarre). Da die Herrschaften auch in Kutte auf der Bühne zur Messe erscheinen, muss man sich den Vergleich mit Ghost gefallen lassen.

Dazu kommt noch das nahezu unangekündigte Auftauchen dieses Doom-Hammers. Einzig die 7'' 'Lecherous Liturgies' von 2017 ließ die Möglichkeiten erahnen.

Carnal Confessions thematisiert dabei die Verfehlungen innerhalb der Kirche und gegen deren Schutzbefohlene. Harter Tobak, da die Texte alle an wahre Geschehnisse angelehnt oder von diesen hergeleitet sind.

And Charlie has already left

To be a shade on his own

And Will already wrote

With lipstick on the walls

aus 'A Shadow in the Dormitory'.

Die Riffs kommen passend und punktgenau aus den Amps, die Drums werden absolut passend dazu bespielt. Eine absolute Wonne, wäre nicht immer der Schatten der Texte über dem Werk der Hamburger. Doch das Konzept geht 100% auf. Es mag nicht den Geschmack aller treffen, vielleicht auch den einen oder anderen verprellen. Doch der 1.000ste Titel über Einsamkeit oder Verlust muss das inhaltlich erst mal stemmen, was Fvneral Fvkk hier abarbeiten. Die Texte stammen aus der Feder Frater Flagellums, natürlich inhaltlich zusammengefasst und überspitzt, wie es in der Kunst oft üblich ist, aber alles hat Hand und Fuß.

Färöer ist eine Inselgruppe, gelegen im Nordatlantik zwischen den Britischen Inseln, Norwegen und Island. Gerade einmal etwas über 51.000 Einwohner bei 1.395,74 km² Fläche verzeichnen die Inseln. Damit scheint die Wahrscheinlichkeit für extremere Musikstile und dann auch noch in superber Qualität wohl eher gering.

Dem ist jedoch nicht so. Neben den Finnen beweisen die Färinger, dass Metal jeglicher Couleur in Abgeschiedenheit besonders gut gedeiht. Hamferð um den charismatischen Jón Aldará, beweisen dies hier sehr eindrucksvoll.

Eingesungen in der Landessprache, mag es zu Beginn noch etwas Fremd wirken. Doch die eindringlich vorgetragenen Stücke schließt man sehr schnell in sein dunkles Herz.

Es mag nach Lobhudelei klingen, aber ohne Jón Aldará wäre dies alles 'nur' richtig guter Death/Doom. Er hebt mit seinem Klargesang und dem tiefen gutturalen Lauten das Werk auf einen Podest weit über anderen.

Wem die fremde Sprache doch nicht so recht gefallen mag, dem sei Barren Earths 'A Complex of Cages' wärmstens empfohlen. Hier in Englisch eingesungen und vom IfDMQ für brillant befunden.

'Támsins likam' lebt vom Wechselbad der Gefühle und Stimmungen, welche in großen Maße vom Gesang heraufbeschworen werden. Ganz gleich, ob es fragile Momente sind (beispielsweise der Beginn von Vápn í anda) oder der Wahnsinn fast Black-Metal-artige Auswüchse zeigt (Hon syndrast). Doch damit würde den übrigen Musikern unrecht getan werden. So lebt z.B. Stygd vom extrem akzentuierten Drumming von Remi Kofoed Johannesen. Exakt auf den Punkt: Ob er perfekt über alle Toms rollt oder mit schönen kleinen Fills das Stück prägt und in Tiefe ergänzt.

Das Gitarren-Duo bestehend John Áki Egholm und Theodor Kapnas kann mit der groben Kelle arbeiten, wie auch filigran, leise und Feinsinnig oder auch mit der Präzision eines Skalpells. So schaffen sie es die perfekte Stimmung für die Texte zu schaffen. Viele der Hörer mögen diese nicht verstehen, doch die Lautmalerei schafft es hier auf einzigartige Weise die passenden Bilder in den Kopf zu zeichnen.

Das Artwork kann man als absolut gelungen bezeichnen.

Der Veröffentlichung wird vom IfDMQ die hohe Qualität bescheinigt.

Wie viele sicher wissen, verlor der Swallow the Sun-Gitarrist Juha Raivio seine Freundin Aleah Liane Stanbridge im Jahr 2016 an den Krebs.

Die nach ihrem frühen Tod veröffentlichte Langrille unter dem Moniker Trees of Eternity, entstanden mit Juha, ist ein wunderschönes Werk voll stiller Schönheit und Melancholie. Hier wäre sicher noch einiges möglich gewesen, doch es sollte leider nicht sein.

Lumina Aurea ist nicht das einzige Stück Musik, über welches Juha Raivio versucht den großen Verlust zu verarbeiten. Es gibt auch noch Hallatar, welches Juha mit dem Amorphis-Sänger Tomi Joutsen und dem ehemaligen HIM-Schlagzeuger Gas Lipstick betreibt.

Lumina Aurea klingt wie eine Totenmesse zu diesem schweren Thema. Es ist ein einzelner 13 Min.+ Titel, der es dem Hörer nicht einfach macht. Vorgetragen wir er hier von Marco Benevento, Sänger der Kapelle The Foreshadowing. Er übernimmt den ausschließlich gesprochenen lateinischen Text.

Was am Ende bleibt, ist ein extrem flächiges, von Choralem Gesang und dem Vortrag Marco Benevento getragenes Stück, das den Hörer aber nicht fesseln kann. Es fehlen jegliche Ausbrüche oder herausragende musikalische oder gesangliche Ideen irgendeiner Art. Nach ca. 10 Minuten wird es etwas, und wirklich nur etwas, lauter. Das ganze steht in extremen Kontrast zum restlichen Swallow the Sun Werk und wird wirklich nur eingefleischten Doom-Aficionados gefallen. Warum es unter dem Banner von Swallow the Sun und als Single ausgekoppelt wurde, ist berechtigte Frage.

Die B-Seite enthält den Titel ohne Gesang.

Einzig über das Artwork lässt sich nicht streiten. Dieses ist absolut passend und sehr gelungen gearbeitet von Līga Kļaviņa.

Khemmis tauchten mit Absolution plötzlich und nahezu unerwartet im Doom-Universum auf. Eine bereits 2013 veröffentlichte EP erhielt leider nicht die große Aufmerksamkeit. Für die erste LP fanden die Mitstreiter um Ben Hutcherson (Gesang, Gitarre) und Phil Pendergast (Gesang, Gitarre) beim Label 20BuckSpin eine Heimat (mit der richtigen Passion dahinter).

Diese veröffentlichten die ersten beiden Langrillen der US-Amerikaner in sehr schönen Versionen (mit Slipmats, Pins etc.). Inzwischen sind sie beim Deutschen Urgestein Nuclear Blast untergekommen.

Was nach den ersten Riffs und Gesangslinien sofort auffällt, ist die extreme epische Breite der Lieder. Auch der gesamte Ton klingt anders als er sonst im epischen Doom zu hören ist. NWOADM heißt unser Zauberwort dazu. Gleichauf mit Pallbearer oder Spirit Adrift.

Der Gitarrenton auf Absolution hat eine enorme Eindringlichkeit, ohne dem Hörer auf die Nerven zu gehen. Beim Gesang wird zwischen epischen, klaren Passagen und rauerem Gesang gewechselt, je nach Bedarf für den jeweiligen Song.

'Ash, Cinder, Smoke' - die Nummer 2 auf der Platte - bietet all das in Reinform. Extrem epische Riffs, nur kurz unterbrochen vom Klargesang von Phil Pendergast, und sirrende Leads. Dazu immer als Kontrapunkt die Shouts von Ben Hutcherson. So fesselt man den Doom-Nerd.

Leider werden die Drummer oft nicht gewürdigt, tragen sie doch essentiell zur Grundfeste der Stücke bei. Zach Coleman findet immer den perfekten Groove, den passenden Akzent - der Drum-Sound ist auch extrem gelungen. Genug im Vordergrund um hörbar zu sein (es wäre schade, wenn diese gute Arbeit im Gitarren-Sumpf verschwinden würde) aber nie zu Laut um anderes zu überdecken.

'Antediluvian' enthält eines dieser Licks, bei dem Live die Köpfe nicht anders können als Mitzugehen. Danach wechseln sich Ben und Phil beim Gesang in einer extrem epischen Passage ab:

Beneath the tides, there is nothing left of us

See our bodies glide

Beneath the waves, our cities become our graves

Feel our souls divide

Bring us the floods, wash us from this earth

Succumb to the tide

'Burden of Sin' kommt etwas aggressiver vom Riffing und Gesang daher, verfeinert die bekannte Formel noch mit geschmackvollen Solo-Einlagen. Durch die etwas forschere Gangart kann der Klargesang hier besonders hervorstechen.

Der letzte Titel komme anfangs ruhig mit akustischen Gitarren, doch die Wall-of-Doom wartet nur ein Riff entfernt. Hier zieht Phil noch einmal alle Register beim Gesang, an einzelnen Stellen geschmackvoll untermalt von kurzen Shouts.

Das Cover-Artwork ist passend zum großartigen Album einfach perfekt. Sam Turner hat hier die Essenz eingefangen und perfekt mit den "Klischees" verbunden. Er ist inzwischen quasi der Haus-Grafiker von Khemmis. Doch nicht nur auf dem Platten-Cover trifft man ihn, nein auch eine Merch-Stücke der Band tragen seine gelungene Arbeit.

Doom mag hier und da einem Gletscher gleich kommen und manchmal auch so unbewegt in seiner Entwicklung sein, doch die hier betrachtete Langrille inkorporiert Einflüsse aus verschiedensten Musikrichtungen zu immer wieder erstaunlichen Hörgenüssen. Widmen wir uns heute den Doomstern Messa aus Italien.

Die musikalische Leckerei die uns Messa hier zusammengebraut hat, setzt sich aus verschiedenen, schon allein, sehr guten Zutaten zusammen: Der etherale Gesang von Sara, die Walls-of-Doom von Alberto und Mark, welche sich an keine festen Grenzen halten. Egal ob Drone, Ambient oder Jazz-Einflüsse - alles ist erlaubt und erzeugt so den einzigartigen Klang von Belfry.

Der Wechsel zischen fast ambientartigen Passagen und lauten Teilen mit drückenden Gitarren und harscherem Gesang kommt dabei nicht gewollt oder unbeholfen daher. Ein Ausbruch mag hier und da vorhersehbar sein, ist aber immer dem Song untergeordnet. An mancher Stelle fallen Messa fast bis in den Bereich des Drone herunter. Doch immer ist ein Groove oder eine tragende Melodie (egal, ob nun Gesang oder Gitarre) hörbar.

Bestes Beispiel für dieses Amalgam ist Hour of the Wolf.

I believe them to be demons

They engulfed my soul

I believe to be demons

These demons conquered by world

I came back to the cliffs

They were obscure and noisy

A dead boy was lying on the ground

Jazzigere Klänge sind in Blood zu vernehmen. Hier gibt es Passagen mit Saxophon und Bläsern, eine sehr gelungene Abwechslung zu den eingelaufenen Pfaden des Doom. Es lohnt sich sehr, sich auf diese Experimente einzulassen.

New Horns ist hier viel mehr greadeaus. Es rumpelt schön los und lässt sich auch von Sarahs Gesang nicht ganz aufhalten.

Belfry in seiner Ruhe, Aggression und Verzweiflung ist ein Juwel, selten gefunden und eröffnet dem geneigten Hörer alle Facetten erst nach einigen Durchläufen. Das ist aber kein Nachteil, sondern zeigt die Qualität des Albums auf. Man darf gespannt sein was Messa noch zu bieten haben.

Das Cover zeigt den alten Kirchturm im Reschensee der Gemeinde Graun und hat eine unschöne Geschichte aus der NS-Zeit zur Ursache. Die Verlorenheit des aus dem See herausragenden Turms im s/w-Stil passt ganz ausgezeichnet zum Album.


Auf einer Exkursion ins Leipziger IlsesErika konnte sich das IfDMQ von den Live-Qualitäten der Band überzeugen. Es war ein beeindruckendes Erlebnis, die Musik auch live so mächtig und fragil zu erleben und festzustellen, was für nette Menschen hinter dieser Musik stehen. Danke noch mal an Mark für das lange und interessante Gespräch.

2008 war ein gutes Jahr im Doom. Wir hatten großartige Veröffentlichungen von Mourning Beloveth, Draconian, Daylight Dies und natürlich Saattue. Eine weitere Perle soll nicht in Vergessenheit geraten - entstand sie doch aus der Asche einer anderen Band: Sentenced.

Dieses Juwel des Dark-Rock/Metal gebar 3 Bands: Posenblack um ex-Sänger Ville Laihiala (inzwischen leider auch aufgelöst), Drummer Vesa Ranta trommelte bis 2017 bei The Man-Eating Tree und schlussendlich Sami Lopakka der Kypck (be)gründete.

Zu Sami stießen noch der umtriebige Hiili Hiilesmaa (Drums/Produzent/Mix etc.), J. T. Ylä-Rautio am Bass und E. Seppänen für den Gesang. Letzter sollte mit seiner Kenntnis der Russischen Sprache entscheidend sein dafür, das Konzept Doom und russischen Gesang zu vereinen mit Texten, die sich um thematisch mit dem Land und der Mentalität auseinandersetzen.

Die Kombination aus brachialen Doom-Wänden mit russischen Gesang ist einfach als kongenial zu bezeichnen. Hier treffen zwei Extreme aufeinander, welche dem geneigten Hörer, so er sich darauf einlässt, ein breites und fettes Grinsen ins Gesicht zaubern werden. Zwei Fakten noch vorab: Sami spielt auf einer einer Kalaschnikow nachempfundenen Gitarre (Lapaschnikow) und den Bass (eine alte umgebaute Statocaster) ziert nur eine einzelne Saite (Zyklop).

Nach dem schwermütigen Intro walzt sich Рождество в Мурманске (Christmas in Murmansk) auf uns herab. Die stark verzerrten Gitarren bauen eine enorme Riffwand auf, angedickt vom Bass und den Drums. Dazu kommt der raue Gesang von Erkki Seppänen - es passt alles.

Предатель (Traitor) beginnt ganz ähnlich, geht aber dann in einen ruhigen Teil mit leisen Gitarren über. Der Nächste Ausbruch lässt nicht lange auf sich warten. Die Brachialität und Härte kehren schnell wieder ein und wechseln sich ab.

Das folgende 1917 zeigt ein gutes Gespür für gute Melodien und tolle Riffs. Der Gesang wechselt von melancholisch zu druckvollerem Gesang.

Чёрная дыра (The Black Hole), Чёрная дыра (The Black Hole), Сталинград (Stalingrad), Не прости (Do Not Forgive), Очередные (The Usual), Один день из жизни Егора Кузнецова (One Day in the Life of Yegor Kuznetzov) and Демон (Demon) ändern hier im Grunde nicht viel. Müssen sie auch nicht. Das Tempo variiert etwas, aber bleibt immer bleischwer und monolithisch . Gesang und Riffs bilden das unbeugsame Rück­grat des Albums.

Bei derartig guter Musik fällt es leichter den Verlust von Sentenced zu verkraften.

Für das Artwork der CD zeigt sich niemand anders als der alte Sentenced Drummer Vesa Ranta verantwortlich. Dieser hat inzwischen eine Menge großartiger Cover und Artworks gestaltet und auch Musikvideos produziert. Mehr Infos kann man hier finden: Vesa Ranta Homepage